Wann sollte ich mulchen? 3/4
- Monika

- 21. Juli 2023
- 3 Min. Lesezeit

Als ich angefangen habe mich mit Permakultur zu beschäftigen, war das Thema Mulchen so allseits präsent, die Vorteile wurden so oft wiederholt, dass eine Permakultur ohne Mulch völlig unmöglich schien. Heute mit etwas mehr Gartenpraxis sehe ich das ganze etwas differenzierter und lade dich ein, das selbe zu tun. Wann also sollte man im Garten am besten mulchen?
Der Wald als Vorbild
Grundsätzlich versuchen wir in der Permakultur, die Prinzipien der Natur in unserem Kulturgarten nachzuahmen. Eines davon ist, dass nackter Boden in der Natur nie lange nackt bleibt. Nach kurzer Zeit siedeln sich die ersten Pionierpflanzen an, diese werden mit der Zeit von den nächst-anspruchsvollen Pflanzen abgelöst, immer weiter, bis am Ende aus der kahlen Stelle ein Wald wird. Dieser Prozess dauert natürlich Jahrzehnte, aber im Grunde arbeitet die Natur immer in diese Richtung. Würde man von heute auf Morgen unsere Äcker stilllegen, es würde nicht lange dauern bis die ersten Gehölze sich ansiedeln. Diesen Prozess nennt man Verbuschen und er setzt sofort ein, wenn der Mensch das bewirtschaften sein lässt. Aber zurück zum Mulch!
Auch in der Natur gibt es Mulch und jeder der schon einmal durch einen Wald spaziert ist (abseits der angelegten Wirtschaftswege) wird wissen, welch wunderbar weich-federndes Gefühl es ist auf Waldboden zu laufen. Wir stehen auf der natürlichen Mulchschicht des Waldes. Abgestorbene Blätter, Nadeln, Äste fallen zu Boden und verrotten dort Stück für Stück zu fruchtbarem Boden. Und ständig kommt Nachschub von oben. Daher ist Waldboden in der Regel frisch, feucht und reich an natürlichen Bodenorganismen und Pilzen.
In der Permakultur versuchen wir diesen Waldeffekt nachzuahmen, damit sich unsere Kulturpflanzen genauso wohl fühlen wie der Baum im gesunden Mischwald.
Wetterunterschiede
Alle Welt spricht von Klima, ich spreche jetzt mal vom Wetter, dem "spürbaren, kurzfristigen Zustand der Atmosphäre[...] an einem bestimmten Ort der Erdoberfläche, der unter anderem als Sonnenschein, Bewölkung, Regen, Wind, Hitze oder Kälte in Erscheinung tritt. (Zitat Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Wetter)
Ich bin Gärtnerin in Mitteleuropa, Süddeutschland um genauer zu sein, und in unseren Breiten ist nicht immer gesagt wie eine Gartensaison ist.
Zugegeben, es gibt Jahre, da ist es langanhaltend trocken und da hilft eine großzügige Mulchschicht sehr dabei das Gießen etwas effektiver zu gestalten und zu reduzieren. In solchen Jahren empfehle ich uneingeschränkt das aufbringen von möglichst dicken Mulchschichten. Wenn möglich sogar im Hochbeet.
Dank der trockenen Witterung sollte es kein Problem sein an trockenes Mulchmaterial zu kommen. Wer auf dem Land lebt findet bestimmt die eine oder andere öffentliche Wiese die gemäht wurde ohne das Gras abzufahren. Dies nennt man im Fachjargon übrigens ebenfalls "mulchen", da das Gras hier lediglich zerkleinert und dann auf der Fläche belassen wird. In der Landschaftspflege eine weitverbreitete Praxis, da das geschnittene Gras dann nicht entsorgt werden muss. Für uns als Permakulturgärtner perfekt, da das zerkleinerte Gras weniger sperrig ist und sich gleichmäßiger verteilen lässt.
Bitte kein Heu von landwirtschaftlichen Flächen nehmen. Heu ist für den Landwirt ebenso ein wertvolles Produkt wie alle anderen Ackerfrüchte. Wer sich ungefragt daran bedient, begeht Diebstahl.
In den letzten Jahren erlebten wir viele sehr trockene Sommer, ich habe in unseren Breiten aber auch schon sehr feuchte Gartenjahre erlebt. Da wurde mir die Mulchschicht im Gemüsebeet zum echten Problem. Denn ein dauerfeuchter Mulch fördert das Wachstum von Pilzen und Fäulnisbakterien. Leider auch an der Kulturpflanze. Ein von Fäulnis befallener Stängel haut auch den stärksten Brokkoli um. Und plötzlich findet man im Gemüsebeet welkende Pflanzen, obwohl doch Wasser im Überfluss da ist. Leider wurde der Zugang zum Wurzelwasser durch die Fäulnis gekappt. Das war’s dann.

Ungebetene Gäste
Zudem fühlen sich in einem solchen Millieu die zurecht gefürchteten Nacktschnecken sehr wohl. Selbst wenn es tagsüber heiß und sonnig ist, im kühlen Mulchbett lässt sich prima ausharren bis die Sonne untergeht und dann beginnt das große Festessen. Wer würde da nicht gleich die ganze Familie mit einladen und sogar vergrößern? Ganze Nester voll Schneckeneiern habe ich in meinen sonst so gepriesenen Mulchbeeten entdeckt. Schnecken finden den Fäulnisgeruch im Übrigen sehr anziehend, daher rate ich auch von großen Mengen frischen Grasschnitts als Mulch ab. Das Gras sollte möglichst schnell abtrocknen können, dann gerne die nächste Schicht Gras darauf. Aber immer darauf achten, der Mulch selbst sollte möglichst trocken sein.

Wenn ich im Beet direkt ansähe, warte ich mit dem Mulchen bis ich die ersten Pflänzchen sehe und sie ausreichend groß sind, dass sie vom Mulch nicht überdeckt werden. Die Gefahr ist sonst zu groß, dass der Mulch über die Jungpflanzen verteilt wird und diese dann nicht richtig wachsen können. Übrigens scharren Amseln (und Hühner) sehr gerne im Mulch und verteilen ihn im Beet an Stellen, wo wir ihn nicht so gerne haben wollen.
Bäume und Sträucher können in meiner Erfahrung immer eine ausreichende Mulchschicht vertragen. Allerdings sollte man hier auch den lebenden Mulch in Betracht ziehen, eine besondere Form des Mulchens auf den ich im nächsten Beitrag genauer eingehe.



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