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November Arbeit, November Freuden

  • Autorenbild: Monika
    Monika
  • 9. Nov. 2023
  • 5 Min. Lesezeit

Ja, jetzt ist er wieder da der November, der von vielen so verabscheute nebelig, nass-kalte November. Ich gebe zu, auch ich bin kein Fan von wochenlangem bedecktem Himmel, nie enden wollender Düsternis und diesem ersten wieder-Bekanntmachen-mit-der-feuchten-Kälte nach einem fröhlich-leichtem Sommerleben.

Quitten bayerische Feigen

Aber auch jetzt hat der Garten noch einiges zu bieten und man tut gut daran ein paar Dinge zu machen. Und andere getrost sein lassen. Ich stelle nämlich immer wieder fest, dass es manche Gärtner etwas zu gut meinen mit dem „Winterfest machen“.


Schnipp Schnapp

Da wäre zum Beispiel der Rückschnitt von Gehölzen und Stauden. Wer jetzt schon die Obstbäume und Sträucher ratzekahl schneidet, könnte im Frühjahr eine böse Überraschung erleben. Ist der Winter sehr kalt und lang, kann es passieren, dass das Gehölz noch weiter zurückfriert und dann muss man im Frühjahr nochmal zu Schere greifen. Bei besonders hartem Rückschnitt und/oder besonders schnittempfindlichen Pflanzen (Der Pfirsichbaum sei hier aus meiner Erfahrung genannt) kann es sogar passieren, dass im Frühjahr gar nichts austreibt. Und in allen kommenden Frühjahren im übrigen auch nicht.

Bevor das Laub komplett abgefallen ist, würde ich ohnehin nicht schneiden. Abgesehen davon, dass es sehr mühsam ist, wenn einem die Blätter im Gesicht hängen und man gar nicht recht sieht, wie die Äste verlaufen, kappt man den Baum von seinen Reservestoffen ab. Diese zieht er nämlich aus den Blättern (was zur Herbstfärbung führt) und lagert sie in den harten Pflanzenteilen wie Äste und Wurzeln ein. Schneidet man den beblätterten Ast vorher ab verkleinert man sozusagen die Speisekammer der Pflanze mit der sie über den Winter kommen muss.

Bei Stauden, also krautigen und mehrjährigen Pflanzen wie Sonnenhut, Astern und Co. Verhält es sich ähnlich. Ich sehe oft, dass es scheinbar zum ordentlichen Garten gehört im Herbst alles dem Erdboden gleich zu machen. Verwelkte Stauden müssen sofort entfernt werden. Das gilt sowohl für Blüten, als auch alle anderen oberirdischen Pflanzenteile.

Aber sehen sie es mal so: Auch wenn es vielleicht etwas trüb und unansehnlich aussieht, vertrocknetes Laub schützt den überwinternden Teil der Pflanze wie eine Decke. Ein Schutz, der gar nicht zu verachten ist, da es zumindest in unseren Breiten nicht mehr so zuverlässig schneit, Kälteperioden mit mehreren Minusgraden aber durchaus noch vorkommen. Schnee hat eine ähnliche Schutzwirkung, aber wie gesagt bleibt er leider immer öfter aus. Daher plädiere ich sehr für den natürlichen Winterschutz der abgestorbenen Pflanzenteile. Packen sie über empfindliche Stauden gerne auch etwas trockenes Laub. Rhabarber ist für einen solchen Schutz z.B. dankbar. Aber bitte nicht mit (Plastik-)Vlies, Säcken und was es nicht alles gibt arbeiten. Die Arbeit und das Geld können Sie sich sparen.

Stauden verblüht

Und versprochen, im Frühjahr, wenn die schlimmste Kälte vorbei ist, können Sie ruhigen Gewissens die abgestorbenen und zugegeben wenig ansehnlichen Pflanzenreste abschneiden und kompostieren.


Und ganz besonders möchte ich Ihnen ans Herz legen verblühte Stauden stehen zu lassen. Ich weiß, frisch blühend sehen sie besser aus, aber wiederum im Winter sind ihnen Vögel und Insekten dankbar für die darin enthaltenen Samen und Rückzugsorte. Und mit ein wenig Frost und Raureif sehen diese tollen Gebilde auch nochmal richtig Schmuck aus und geben dem Garten eine tolle winterliche Atmosphäre.


Leise rieselt das Laub

Laub, liegenlassen, oder weg harken? Ich würde sagen, das kommt drauf an.

Ist darunter der sorgsam gepflegte Zierrasen, sollte man das Herbstlaub lieber zusammenharken. Das Gras darunter leidet sonst unter Lichtmangel und bei besonders dicker und nasser Laubschicht kann es sogar zu Fäuleprozessen kommen. Das Laub wird ohnehin an anderer Stelle gebraucht, wie wir schon gesehen haben. Übrigens eine extradicke Schicht Laub auf leere Gemüse- und Hochbeete liefern ebenfalls einen tollen Winterschutz, Extranahrung für Regenwürmer und einen super Unkrautschutzschild. Denn ja, manche Unkräuter wachsen selbst bei Temperaturen, wo wir schon lange nicht mehr ans Unkraut jäten denken. Langsam, aber doch stetig.

Im Frühjahr räumt man das restliche Laub einfach auf den Kompost oder nutzt es als Mulchmaterial im Garten.


In anderen Bereichen des Gartens lasse ich das Laub getrost liegen. Unter Sträuchern die ohnehin gemulcht sind, lasse ich es liegen und harke es höchstens an die Pflanzenbasis. Boden bedecken, Bodenleben füttern, Unkraut unterdrücken. Selbes Prinzip wie beim Gemüsebeet. Nur Achtung, dass der Stamm nicht zu hoch mit nassem Laub bedrängt wird. Sonst können sich auch hier Krankheitserreger wie Pilze und Fäulnisbakterien im Stamm ansiedeln und die Pflanze schwächen.

Hat man unter dem Gehölz bodendeckende Pflanzen, kommt es auf das Gespür des Gärtners an. Grundsätzlich kommen die meisten Pflanzen die auch natürlicherweise unter Bäumen und Co. stehen mit der Laubschicht gut aus, ja sind teilweise sogar auf das schützende Winterkleid angewiesen. Bei sehr großen Bäumen kann es aber schon mal zuviel des Guten sein und die Laubschicht wird zur Todesfalle. Bei extrem viel Laub würde ich einen Teil davon abharken und einen verträglichen Teil liegen lassen. Aber wie gesagt, das kommt wahrscheinlich auf das Gefühl des Gärtners an, wieviel zuviel ist.


Ernten? Ernten!

Ja kaum zu glauben, aber dieses Jahr haben wir sogar noch im November eine Ernte einfahren können. Unsere Apfelquitten sind dieses Jahr sehr spät reif, wurden aber von den ersten Herbststürmen quasi vorgeerntet. Selbst Feigen können wir dieses Jahr noch im November genießen. Unser gut eingewachsener Feigenbaum hat sich nach einem kühlen Frühling entschlossen eine zweite Runde Früchte anzusetzen. Ein riskantes Unterfangen, denn vorzeitiger Frost hätte das komplette Ausreifen der Früchte verhindert. Nicht so dieses Jahr, und so erfreuen wir uns an unseren bayerischen Exoten.


Pferdeschwanz für Gräser

Ziergräser finden sich zum Glück immer häufiger in unseren Gärten. Sie sehen mit ihrem überhängenden Wuchs nicht nur wunderbar aus und lockern so manches langweilige Garteneck auf. Sie sorgen mit einer späten Blüte in Herbst und Winter zusätzlich für etwas Pracht im Garten. Schade nur, dass manche Hobbygärtner die Gräser schon vor oder während der Blüte zusammenbinden.

Das Zusammenbinden der Gräserhorste ist eine typische November Arbeit. Wir tun das, damit das Horstinnere vor Feuchtigkeit und Schnee geschützt ist. Schneit es auf einen stattlichen Horst Elefantengras, kann dieses schonmal von den Schneemassen nach Außen gedrückt werden und im inneren sammelt sich der Schnee. Und Dauerfeuchte mögen diese grazilen Vertreter des Pflanzenreiches gar nicht. Daher ein schmucker Pferdeschwanz und schon fällt nichts auseinander.


Bei besonders großen Gräsern wie dem schon erwähnten Elefantengras, oder Chinaschilf (Miscanthus chinensis) verhindert ein korrektes Zusammenbinden zudem, dass sich der ganze Horst im Laufe des Winters quasi in alle Winde auflöst. Ärger mit dem Nachbar ist vorprogrammiert, wenn er im Frühjahr den halben Gräserhorst in seinem Garten verteilt vorfindet. Deshalb lieber gleich zusammenbinden, dann ist der Rückschnitt im Frühjahr umso leichter.


November Staudenbeet

Es gibt also durchaus etwas zu tun im Garten, bevor der Winter kommt. Aber man muss sich nicht verrückt machen. Entspannen Sie sich und überlegen sie, was in den nächsten (Winter)Monaten alles in ihrem Garten stattfindet oder sie in der neuen Gartensaison verwirklichen möchten.

Muss das Futterhaus für die Singvögel noch aufgestellt werden? Dürfen sie in den Zweigen der (ungeschnittenen) Sträucher und Bäumen herumtollen? Wollen Sie auch im Winter ein guter Gastgeber für Igel, Eidechsen und Co sein? Dann vergrämen sie Ihnen nicht sämtliche Insekten, die in verwelkten Blütenständen und Staudenhorsten vielleicht ein Winterquartier aufschlagen wollen.


Die Natur geht auch im Winter weiter. Langsamer und leiser als im Sommer, aber es geht weiter. Unterstützen wir sie dabei behutsam und sammeln unsere Kräfte für ein neues Gartenjahr.

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